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Veränderungen stehen an
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FC Bayern: Der Sommer wird turbulent

Zu Beginn dieser Woche hiess es an der Säbener Straße: Mund abputzen, konzentriert weiterarbeiten und den Meister-Schampus zumindest für eine Woche wieder in die Kühlung stellen.

So richtig zu Herzen nehmen wird sich den "Betriebsunfall" von Leipzig wohl kaum jemand im Verein, auch wenn man den Mikrofonen der Reporter anderes diktieren mag. Meister wird man so oder so und auch Wettanbietern ist dies keine Wette mehr wert. Doch damit ist die Zahl der Dinge, denen sich der FC Bayern sicher sein kann, auch schon erschöpft. Die Anzahl der Baustellen ist in diesem Jahr indes weitaus größer als in den zurückliegenden Jahren.

Die Kaderplanung geht aufgrund der scheinbar nach wie vor völlig offenen Trainerfrage nur sehr zögerlich voran. Speziell den altgedienten Flügelstürmern Robben und Ribéry geht die Hinhaltetaktik des Vereins schon etwas auf die Nerven. Doch scheinbar ist man in der Vereinsführung nicht gewillt, diese Personalentscheidungen ohne Rücksprache mit dem zukünftigen Trainer zu treffen. Dieser wird sich mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob er den bisher nur langsam voranschreitenden Generationswechsel auf den Außenbahnen so fortsetzen will. Die beiden Altstars sind seit jeher dafür bekannt, ihre Unzufriedenheit bei geringen Einsatzzeiten deutlich zur Schau zu tragen. Gut möglich, dass sich ein neuer und womöglich im Umgang mit Stars nicht ganz so bewährter Trainer derlei Nebengeräusche besser ersparen will und dankend auf die Dienste der beiden körperlich nicht mehr sehr robusten Ausnahmekönner verzichtet.

Als wäre das nicht schon genug, bringt mit Robert Lewandowski, aktuell ein weiterer Spieler, seine Berater in Stellung, damit diese ihm zu einem noch besseren Salär, einem noch renommierteren Club oder möglichst beidem verhelfen. Und auch wenn er seinerzeit in Dortmund zumindest nach außen hin fast klaglos den Aufschub seines Wechsels hinnahm, so ist er sich doch ganz sicher seiner Druckmittel und der üblichen Marktmechanismen bewusst. Gut möglich, dass der FC Bayern in diesem Sommer dieselbe bittere Medizin schmecken darf, wie es der BVB schon seit einigen Jahren tut.

In Zeiten, in denen die in München so oft gepriesene Festgeldabteilung das Kapital nur noch widerwillig verwaltet (geschweige denn vermehrt), wird man sich an der Säbener Straße mehr und mehr bewusst, dass es neuer Einnahmequellen bedarf, um beim laufenden Gehaltsgipfelsturm den Bergführer nicht völlig aus den Augen zu verlieren.

Die Geldströme internationaler Investoren, die bisher zum Großteil in die anderen europäischen Top-Ligen fließen, lassen sich aber nur dann anzapfen, wenn man bereit und befähigt ist, den Geldgebern entsprechende Stimmrechte oder gar die Stimmmehrheit einzuräumen. Genau daran hindert den FC Bayern aktuell aber noch die 50+1-Regel der Deutschen Fußball-Liga – eine Regel, die derzeit von einer Reihe von Vereinsverantwortlichen (zu denen auch Karl-Heinz Rummenigge zählt) offen oder zumindest hinter verschlossenen Türen in Frage gestellt, von den Fans hingegen mehrheitlich als letzter Schutzwall vor der totalen Kommerzialisierung und Entmündigung angesehen wird. Doch sowohl Hoeneß als auch Rummenigge haben schon oft genug ihre gedankliche Distanz zu den Fans der Südkurve zur Schau gestellt, als dass man sich sicher sein könnte, dass diese Barriere auch nach der Sommerpause noch besteht. Man darf gespannt sein.

  psc       23 März, 2018 12:54
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