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Guardiols grosser Irrtum mit dem Müller-Verzicht

Thomas Müller durfte unter Pep Guardiola in einem ganz wichtigen Spiel einmal mehr keine ganz wichtige Rolle übernehmen.

Pep Guardiola nimmt keine Rücksicht auf Namen. Beim Spanier gibt es vor allem in der Offensive keine Spieler, die immer und in jedem Spiel gesetzt sind - egal wie gut sie treffen oder wie sehr die Statistik für sie spricht. Vor jeder Partie analysiert Guardiola Gegner und Begebenheiten und schickt dann eine Elf für dieses einzelne Spiel auf das Spielfeld. Er scheut auch keine mutigen Entscheidung.

Eine solche war der Verzicht von Thomas Müller im Champions League Halbfinal-Hinspiel gegen Atlético Madrid. Der 26-Jährige hat in dieser Saison bereits acht Champions League-Tore erzielt. So viel wie bei den Bayern heuer sonst nur Robert Lewandowski.

Offenbar passte er aber nicht ins Konzept Guardiolas, der mit Kingsley Coman und Douglas Costa zwei Spieler nominiert hatte, die am Flügel kleben und das Spiel breit machen sollten. In der Sturmmitte nominierte er Robert Lewandowski. Zudem kamen mit Thiago, Xabi Alonso und Arturo Vidal drei zentrale Mittelfeldspieler zum Einsatz, um in diesem Bereich massiv vertreten zu sein und die Spielkontrolle zu gewinnen.

Was sich in der Theorie gut anhörte, klappte auf dem Platz nicht: Vor allem in der ersten Hälfte taten sich die Bayern gegen eine zugegebenermassen wie immer gut organisierte Atlético-Abwehr sehr schwer.

In der zweiten Halbzeit erspielten sich die Bayern deutlich mehr Chancen. 20 Minuten vor Schluss kam Müller ins Spiel. Die Wende konnte er nicht herbeiführen, allerdings sorgte er mit einer genialen Kopfballablage immerhin für eine der Topchancen der Münchner.

Für den Entscheid, einen Spieler wie ihn nicht in der Startelf zu berücksichtigen, fehlt mir das Verständnis. Klar: Müller ist kein Spektakel-Spieler wie Messi oder Ronaldo. Mit seinem genialen Antizipationsvermögen und dem Gespür wann er sich wo und wie bewegen muss, ist er aber einzigartig. Ottmar Hitzfeld hat es bei "Sky" auf den Punkt gebracht: "Müller ist für Bayern wie Messi für Barcelona. In ganz wichtigen Spielen sind die fast nicht zu ersetzen."

Das Spiel gegen Atlético war das wohl bisher wichtigste der Bayern in dieser Saison. Und ausgerechnet in diesem fehlt Müller, der sich zuletzt in guter Form zeigte: Im Pokal gegen Werder vor Wochenfrist schoss er beide Tore. Und im Achtelfinal der Königsklasse sorgte er mit einem Last Minute-Treffer gegen Juve übehaupt erst dafür, dass die Münchner noch im Wettbewerb sind.

Es ist aber bei weitem nicht das erste Mal, dass Guardiola in einem ganz wichtigen Spiel nicht wirklich auf Müller setzt: So geschehen im Champions League-Halbfinale gegen Real Madrid (ebenfalls im Hinspiel) vor zwei Jahren. Für Furore sorgte auch die Auswechslung Müllers vor einem Jahr gegen Barcelona. Der Deutsche war mächtig angefressen als ihn Guardiola beim Stand von 0:1 vom Platz nahm. Die Partie ging leztlich 0:3 verloren.

Das liegt natürlich nicht einzig an Müller und im Nachhinein ist man bekanntlich stets schlauer. Sich selbst einer Waffe wie Müller (teilweise) zu berauben ist dennoch irgendwo zwischen fragwürdiger Entscheidung und klarem Fehler anzusiedeln. Guardiola sollte seine Lehren aus fast drei Jahren FC Bayern eigentlich gezogen haben. Ironischerweise ist es genau Müller, der den Schaden in einer Woche beheben könnte - wenn er von Guardiola denn überhaupt die Chance dazu erhält.

Ein Kommentar von Peter Schneiter

  psc       28 April, 2016 11:07
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