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In Sion gross geworden
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Chadrac Akolo: Vom Flüchtling zum Bundesliga-Star

Im Sommer wechselte der Offensivakteur Chadrac Akolo vom FC Sion nach Deutschland. Beim VfB Stuttgart ist er aktuell der Toptorjäger mit vier Treffern – befindet sich derzeit jedoch trotzdem in einem Tief.

Die Winterpause kommt für den 22-Jährigen wohl genau zum richtigen Augenblick. Nach gutem Saisonstart für Chadrac Akolo und den VfB Stuttgart, ging es zuletzt steil bergab. Seit dem 12. Spieltag wartet der Bundesliga-Aufsteiger auf ein Erfolgserlebnis, ebenso der Angreifer, der im Sommer für sechs Millionen Euro aus der Super League kam. In dieser Woche folgte auch noch das Aus im DFB-Pokal.

Der Abgang von Akolo aus Sion schmerzte Präsident Christian Constantin - und in gewisser Weise auch die Schweizer Nati. Spätestens im Sommer war nämlich klar, dass der einstige Flüchtling die Schweizer Staatsbürgerschaft nicht erhält - es wäre ein längerer Aufenthalt nötig gewesen. Akolo hatte nach seinem Wechsel in die Bundesliga aber erklärt, dass er sich ohnehin von Beginn weg dazu entschied, für den Kongo aufzulaufen. Sion schmerzt der Abgang der Offensivwaffe besonders. Er ist ein Mitgrund dafür, weshalb die Walliser derzeit das Tabellenende der Super League zieren.

Stammplatz in Stuttgart

Akolo seinerseits fand sich in dieser Saison von Beginn weg in der Startformation der Schwaben wieder und kam in der Hinrunde zu insgesamt 14 Bundesliga-Einsätzen, in denen er vier Treffer erzielte. Darüber hinaus absolvierte Akolo drei Partien im DFB-Pokal und steuerte ein Tor sowie zwei Vorlagen bei.

Nach gutem Saisonstart mit Toren gegen Schalke (3. Spieltag, 1:3) und beim 1:0-Heimerfolg gegen den VfL Wolfsburg (4. Spieltag) folgte jedoch der erste Rückschlag. Akolo verletzte sich und fiel mit einer Oberschenkelzerrung zwei Wochen aus. Nach seiner Rückkehr wurde er als Joker beim 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln zum Helden, als er in der vierten Minute der Nachspielzeit den entscheidenden Treffer erzielte. „Es war das wichtigste Tor meiner bisherigen Karriere. Vor dieser tollen Kulisse das Siegtor zu erzielen, ist unglaublich. Ich bin sehr froh, dass ich der Mannschaft mit meinem Tor helfen konnte“, hatte er damals erklärt. Ein weiterer Treffer folgte schliesslich am 12. Spieltag gegen Borussia Dortmund (2:1).

Abwärtstrend

Doch seither befindet sich nicht nur der VfB Stuttgart im Ganzen (1 Remis, 4 Niederlagen), sondern allen voran auch Chadrac Akolo in einem Abwärtsstrudel. Zum einen zog sich der 22-Jährige gegen den BVB erneut eine Oberschenkelverletzung zu und musste zur Pause raus, zum anderen war es sein bislang letzter Treffer – trotz vier weiterer Einsätze.

Zum Hinrundenabschluss gegen den FC Bayern München – wo Akolo über die komplette Spielzeit auf dem Feld stand – wurde er in letzter Sekunde zum tragischen Helden. In der fünften Minute der Nachspielzeit übernahm Akolo, der in der vergangenen Spielzeit in der Super League für den FC Sion 15 Tore und fünf Assists beigesteuert hatte, die Verantwortung. Jedoch scheiterte er mit einem Elfmeter an Sven Ulreich. „Ich habe es offen gelassen, wer schiesst. Wer sich gut fühlt, nimmt sich den Ball. Chadrac hat Verantwortung übernommen. Damit kann man auch scheitern. Deswegen gibt es aber keinen Vorwurf an ihn“, erklärte Trainer Hannes Wolf nach der Partie.

Gut eingelebt

Intern geniesst der Neuzugang aber nach wie vor einen guten Ruf. „Es waren alle direkt bei ihm. Wenn man es mit Distanz betrachtet, gibt es schlimmere Dinge als das. Er ist ein fröhlicher Junge, der weiter Gas geben wird", so Wolf. Auch Mannschaftskollege Timo Baumgartl blickte nach dem vergebenen Penalty ohne Schuldvorwürfe auf den Kongolesen: "Wir versuchen, ihn in den nächsten Tagen aufzubauen."

Doch so richtig hat dies offenbar nicht geklappt. Zwar steuerte er bei der jüngsten 1:3-Pleite im DFB-Pokal beim FSV Mainz den zwischenzeitlichen Führungstreffer vor, machte in einigen Situationen jedoch einen unglücklichen Eindruck. Besonders nach knapp 70 Minuten, als er einen Schuss seines Mannschaftskollegen Josip Brekalo auf der Mainzer Linie blockte – es wäre die erneute VfB-Führung gewesen.

Durchlüften ist angesagt

Nun hat Akolo in der kurzen Winterpause Zeit, den Kopf wieder freizubekommen. Nicht nur im in der Liga mit dem VfB Stuttgart anzugreifen, sondern auch weitere Einsätze in der Nationalmannschaft zu sammeln. Im September debütierte er für die Demokratische Republik Kongo. Beim 2:2 in der WM-Qualifikation gegen Tunesien wurde Akolo in der 67. Minute eingewechselt. Übrigens stand Akolo auch die Tür für die Nati offen, entschied sich aber für sein Heimatland. (mic)

  psc       21 Dezember, 2017 18:49
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