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Zeit in Manchester nicht einfach
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West Ham-Stürmer Jesse Lingard offenbart psychische Probleme

Nachdem Jesse Lingard in der ersten Saisonhälfte bei Manchester United überhaupt nicht zum Zug kam, blühte er in seiner neuen Umgebung bei West Ham seit Beginn dieses Jahres regelrecht auf. Jetzt ist auch klar weshalb.

Der 28-jährige Engländer ist einer der wenigen Fussballspieler bzw. Profisportler, der mit psychischen Problemen, die ihn verfolgen, an die Öffentlichkeit tritt. In der Social Media-Show "Presenting" spricht Lingard darüber, dass der schwierige mentale Zustand seiner Mutter auch ihm sehr zu schaffen machte und schlechte Auswirkungen auf seine Leistungen auf dem Platz hatte. Der 27-fache Nationalspieler dachte nach eigenen Angaben sogar darüber nach, mit dem Fussballspielen mindestens vorübergehend aufzuhören. "Ich wollte nicht spielen, weil mein Verstand nicht da war, ich war überhaupt nicht konzentriert", sagt Lingard.

Die Mutter des Profis wurde im vergangenen Jahr wegen Depressionen in London behandelt. Dadurch musste Lingard, der im Raum Manchester lebt, für seinen jüngeren Bruder und seine Schwester sorgen. "Im Laufe der Jahre hatten wir die Hilfe für sie, aber auch für mich ist es schwer, die Dinge zu verarbeiten", führt er aus und ergänzt: "Es fühlte sich an, als ob man nicht dieselbe Person ist. Ich fühlte mich, als wäre ich nicht Jesse Lingard."

Gegenüber Klub geöffnet

Er ging auf die Verantwortlichen der Red Devils zu, denn "sogar bei Fussballspielen hatte ich das Gefühl, als würde das Spiel an mir vorbeiziehen, als würde ich einfach nicht da sein wollen – es war verrückt. Also habe ich mich United gegenüber geöffnet und ihnen erzählt, was ich durchmache, was meine Mutter durchmacht."

Der Lockdown im vergangenen Jahr habe ihm bis zu einem gewissen Grad die Augen geöffnet: "Ich habe mir meine alten Spiele und die WM-Spiele noch einmal angesehen und dachte: ‚Ja, das ist der echte Jesse Lingard.‘ Die letzte Zeit, das war einfach nicht ich, und das sieht man auch."

Der Profi holte schliesslich professionelle Hilfe und liess sich für die zweite Saisonhälfte nach West Ham ausleihen. Seither läuft es nach Wunsch: "Ich habe das Gefühl, dass meine Mutter und ich gelernt haben, dass man sich wie ein Schmetterling fühlt, wenn man sich öffnet – man ist in einem Kokon und dann kann man seine Flügel ausbreiten, man kann fliegen. Das ist ein tolles Gefühl, und jetzt habe ich das alles hinter mir und kann mich auf den Fussball und meine Familie konzentrieren!"

Bis vor vier Monaten schien eine EM-Teilnahme des Flügelstürmers mit England noch ausser Reichweite. Inzwischen ist er ein ganz heisser Kandidat. Wo es für ihn klubmässig im Sommer weitergeht, ist offen. Die Hammers würden den bis 2022 an ManUtd gebundenen Stürmer gerne übernehmen - allerdings sind die Mittel der Londoner begrenzt.

  psc       22 April, 2021 15:31
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