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Das Husarenstück
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Taktikanalyse: So hat Guardiola seinen Ex-Klub besiegt

Fünfmal hat Manchester City gegen den FC Barcelona bis zum Dienstagabend gespielt - fünfmal haben die Engländer verloren. Vor zwei Wochen wurden die Citizens im Camp Nou sogar mit einer 0:4-Pleite aus dem Stadion geballert. Jetzt ist Pep Guardiola gegen seinen Ex-Klub das ersehnte Husarenstück gelungen.

Im wohl besten und packendsten Europacup-Spiel der bisherigen Saison hat Manchester City den FC Barcelona mit 3:1 gebodigt. Und das trotz einem frühen Rückstand. Wir analysieren die prestigeträchtige Partie in drei Akten:

1. Akt: Alles läuft nach Plan - für Barcelona

Zu Beginn des Spiels deutete wenig auf einen glorreichen Abend des Heimteams im Etihad Stadion hin: Zwar konnten die Citizens allen voran durch Unruhestifter Raheem Sterling von Beginn weg Nadelstiche setzen, Barça hielt aber zunächst dicht.

Und dann war es Lionel Messi, der nach einem Konter in der 21. Minute die Führung für die Gäste sicherstellte. Es war genau jene Situation, die Guardiola um jeden Preis verhindern wollte: Barça gewinnt im eigenen Strafraum den Ball, spielt diesen rasch auf einen aus dem Trio Messi, Suarez und Neymar und die Angriffskünstler besorgen den Rest.

Pep sah das Unglück rasch kommen und beorderte seine Mannen direkt nach dem Ballverlust im gegnerischen Sechzehner mit wilden Gesten in den eigenen Strafraum zurück. Doch das Gegentor war nicht mehr aufzuhalten. Nach einem 70 Meter-Sprint vollendete Messi nach Vorarbeit von Neymar.

2. Akt: Druck auf den Gegner

Guardiola wusste genau, wo die Schwachstelle Barcelonas an jenem Abend liegt: In der Defensive. Dort fielen mit Piqué und Jordi Alba zwei wichtige Kräfte aus. Diese sind sehr ballsicher und können den Ball sehr gut verschieben. Ersatz-Aussenverteidiger Lucas Digne auf der linken und Sergi Roberto auf der rechten Seite zeigten hingegen Schwächen. So war es ein Fehler Robertos, der in der 38. Minute den Ausgleich durch ManCity ermöglichte. Kun Agüero, Raheem Sterling und Ilkay Gündogan vollendeten nach dem Ballgewinn auf beeindruckende Art und Weise. Solche Situationen forcierte Guardiola mit seiner Taktik.

Es war die Schlüsselszene im Spiel, wie der City-Coach und auch sein Trainerkollege Luis Enrique nach der Partie bestätigten. "Wenn wir über die ersten 38 Minuten des Spiels sprechen, müssen wir sagen, dass wir gegen die besten Teams nicht konkurrieren können", meinte Guardiola nach der Partie. Tatsächlich hätte Barça in diesem Zeitraum auf 2:0 stellen und die Partie früh entscheiden können. Es kam anders.

3. Akt: Das Pendel schwingt zu Gunsten von City

In der zweiten Halbzeit entwickelte sich ein offenes Spiel. ManCity machte weiter Druck auf den Gegner, doch die Katalanen kamen durch André Gomes zur grossen Gelegenheit für die neuerliche Führung. Der Portugiese traf nach exzellenter Vorarbeit von Suarez aber nur die Latte.

Solche Spiele stehen häufig auf Messers Schneide und können in beide Richtungen kippen. Guardiola änderte nichts an der Taktik, auch weil seine Offensivkräfte gut harmonierten und Chancen erzeugten. Einen unglaublichen Job lieferte bis zu seiner Auswechslung in der 60. Minute der Brasilianer Fernandinho. Tatsächlich vermochte er sein Gegenüber Sergio Busquets in den Schatten zu stellen und dominierte das Spielzentrum. Das gelingt gegen Barça kaum jemandem. Den Katalanen fehlte mit Andrés Iniesta eine wichtige Schaltstation, der den MSN-Sturm in Szene setzen kann. Ivan Rakitic hatte nicht seinen besten Tag und so kamen Messi, Suarez und Neymar in der Offensive zu so wenigen Szenen wie lange nicht mehr.

Schliesslich war es Kevin de Bruyne mit einem traumhaften Freistoss, der das Spiel endgültig in für die Engländer günstige Bahnen lenkte. Ein weiterer rascher Vorstoss, bei dem De Bruyne erneut seine Füsse im Spiel hatte, führte in der 74. Minute zur definitiven Entscheidung.

Auch wenn Barcelona, wie üblich, den Ballbesitz dominierte, war von der ansonsten grossen Dominanz und Überlegenheit der Katalanen optisch vor allem in der zweiten Halbzeit nichts mehr zu sehen. Guardiola hat seinen Spielern eine mutige Spielweise vermittelt und diese auch mental perfekt auf die grosse Aufgabe eingestellt.

  psc       2 November, 2016 12:54
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