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Das sind die Gründe
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Krise bei Barca & Real? Die Probleme der Top-Mannschaften

Die Coronakrise macht auch vor Top-Mannschaften nicht halt. Vor allem die wegbrechenden Zuschauereinnahmen machen vielen Vereinen zu schaffen. Die Einnahmeausfälle sind zum Teil dramatisch.

So manch ein Verein sieht schon die Insolvenz vor Augen. Den deutschen Vereinen geht es von wenigen Ausnahmen wie dem FC Schalke 04 oder Werder Bremen einmal abgesehen noch recht gut im Vergleich. Der Grund: Deutsche Top-Vereine gehen im internationalen Maßstab wirtschaftlich viel umsichtiger mit dem Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben um.

Beim FC Barcelona wird das Drama besonders deutlich

FC Barcelona: Wie jüngst bekannt wurde droht dem Verein im Januar die Insolvenz. Hinzu kommt die sportliche Krise: Derzeit läuft es überhaupt nicht rund in der La Liga bei den Katalanen. Man befindet sich nach 6 Spieltagen mit lediglich 8 Punkten auf Platz 6. Die Quoten bei den Wettanbietern für eine Meisterschaft in der Saison 2020/2021 in der La Liga für den FC Barcelona liegen bereits bei erstaunlichen 4.5. Für den großen Konkurrenten Real Madrid, derzeit auf Platz 2 mit 16 Punkten nach 7 Spielen wird dagegen nur eine Quote von 1,75 geboten.

Die Vereinsführung fordert wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten jetzt einen Gehaltsverzicht in Höhe von 30 % von den Spielern und auch von der gesamten Belegschaft. So könnten über 190 Millionen Euro (!) eingespart werden. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG summierte die gesamten Personalkosten des FC Barcelona bereits in der Saison 2016/2017 auf stattliche 371,7 Millionen Euro jährlich.

Das macht, Erlöse aus Transfers nicht eingerechnet, etwa 60 % der gesamten Einnahmen des Vereins aus. Zum Vergleich: Beim FC Bayern München wirtschaftet man wesentlich solider und gibt nur 40 % der Einnahmen für diesen Kostenblock aus, was übrigens auch das berühmte Festgeldkonto der Bayern erklärt.

Nimmt man an, dass sich im Durchschnitt zahlende 73.000 Zuschauer zu einem Ticketpreis im Camp Nou von Durchschnittlich 26 Euro einfinden, in wettbewerbsübergreifend eine halbe Saison wegen Corona ohne Zuschauer einfinden, kommt man allein bei den Spielen in der La Liga schon auf Einnahmeausfälle in Höhe von gut 36 Millionen Euro.

Hinzu kommen die Erlöse aus Champions League-Spielen und im spanischen Ligapokal sodass die Forderung nach 190 Millionen Euro Gehaltsverzicht einen Sinn ergibt, da niemand weiß, wie lange die Krise noch anhält. Bereits in der letzten Saison fielen ja bereits die Einnahmen aus fast einer halben Spielsaison weg. Das Gespenst von einer Insolvenz im Januar scheint also tatsächlich ein realistisches Szenario darzustellen.

Geld vom spanischen Staat darf man bei den Katalanen nicht erwarten. Spanien empfängt selbst ein erhebliches Volumen von Hilfsgeldern aus den Kassen der Europäischen Union.

Die Spieler dürften nicht ganz einverstanden sein

Gerade Top-Stars wie Lionel Messi oder Ousmane Dembélé dürften gar nicht erfreut über solche Forderungen sein. Messi, der noch vor kurzem mit einem Weggang vom FC Barcelona gedroht hatte, kassiert gut 1 Million Euro in der Woche. Es ist kaum vorstellbar, dass er freiwillig auf 30 % seines Gehaltes verzichten würde. Ousmane Dembélé ist bekannt dafür, dass er auch zu rigorosen Mitteln greift, wenn ihm an seiner Vertragssituation etwas nicht passt. Er verdient etwa 1 Million Euro im Monat, plus Boni.

Auch andere Spieler im Kader gelten als phlegmatisch und nicht ganz pflegeleicht. Alternde Stars wie Busquets, Pjanic oder Alba mit immer noch gut dotierten Verträgen werden sich möglicherweise überlegen angesichts der wesentlich geringeren Aussichten bei einem Wechsel auf ihr hohes Gehalt zu bestehen. Hinzu kommt, dass die Spieler bereits in der vergangenen Saison auf insgesamt etwa 40 Millionen Euro verzichtet hatten und daher ihren Beitrag für den Verein als erledigt betrachten.

Es scheint daher fraglich, ob sich so ein Gehaltsverzicht bei allen Spielern so einfach durchsetzen ließe. Idealismus in allen Ehren, aber beim Geld hört die Freundschaft auf. Umso positiver zu bewerten ist die Tatsache, dass nun tatsächlich Verhandlungen aufgenommen wurden. Die Forderung eines 30-prozentigen Gehaltsverzicht scheint aber unrealistisch.

In der Bundesliga werden zwar vom FC Bayern München und einigen Spielern bei Borussia Dortmund abgesehen keine derartigen Gehälter gezahlt, aber die Gehaltseinbußen liegen lediglich bei moderaten 10 % bis 20 %. Bei einigen Vereinen wie dem sportlich und finanziell angeschlagenen FC Schalke 04 sind die Spieler derzeit nicht mehr bereit auf weitere Teile des Gehaltes zu verzichten.

Finanzielle Krise auch bei Real Madrid?

Im Zuge der geplatzten Vertragsverhandlungen beim FC Bayern München mit dem Spieler David Alaba wurde deutlich, dass Alaba bei einem Weggang aus München wohl nicht nach Spanien wechseln kann. Spanische Zeitungen berichteten, dass auch bei Real Madrid der finanzielle Haussegen schief steht und wohl derzeit kein Geld für derartige Neuverpflichtungen da ist. Der Schuldenstand soll sich auf 1 Milliarde Euro belaufen.

Schon in diesem Sommer habe man sich nicht nennenswert verstärken können, sondern verstärkt Spieler auf Leihbasis abgegeben. Nach dem Abgang von Christiano Ronaldo konnte das Team auch in der Champions League nicht mehr angreifen. In der vergangenen Champions League Saison 2019/2020 schied man bereits im Achtelfinale gegen Manchester City mit zwei verlorenen Spielen verdient aus.

Die aktuelle Champions League Saison dürfte wohl ähnlich verlaufen, da nicht an Personal nachgerüstet werden konnte. Wichtige zusätzliche Einnahmen werden daher fehlen, zumal schon wegen der fehlenden Zuschauer Druck auf der Bilanz lastet. Der Verein konnte sich immerhin mit den Spielern auf einen Gehaltsverzicht von etwa 10 % einigen, obwohl auch hier einige Spieler zunächst gemurrt hatten.

Nach der aktuellen Saison wird es wohl auch bei Real Madrid eine Zäsur geben müssen. Es muss endlich Vernunft in das wirtschaftliche Handeln einiger Vereine einziehen.

  psc       6 November, 2020 11:54
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