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Inter in der Krise
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Inter bleibt stur: Zwischen Icardi und Ultras herrscht Krieg

Es ist eine leide Geschichte, wenn Fans den eigenen Spieler nur dann bejubeln, wenn dieser einen Elfmeter verschossen hat. Doch genau so geschieht es derzeit bei Inter Mailand. Der Grund dafür ist ein neu erschienenes Buch.

In der Autobiografie von Mauro Icardi prahlt der 23-jährige Argentinier damit, dass er den Mumm hatte, sich mit den eigenen Fans vom harten Kern anzulegen. Geschehen im Februar des vergangenen Jahres: Nach einer Heimniederlage gegen Sassuolo sind die Inter-Fans sauer. Mauro Icardi geht trotzdem in die Kurve, zusammen mit Fredy Guarin will er sich der direkten Kritik stellen.

"Als ich näher komme, beschimpfen sie mich auf alle möglichen Arten," so Icardi in seinem Buch. "Hinter der Absperrung steht ein Junge, der mein Trikot will. Vom Alter her könnte er mein Sohn sein: Ich ziehe Shirt und Hose aus und werfe sie ihm zu. Er ist im siebten Himmel, und ich freue mich, ihn so glücklich zu sehen."

Beschimpfungen in Richtung Curva Nord

Doch die Freude des kleinen Jungen hält nicht lange: "Einer der Ultras entreisst ihm das Trikot und schmeisst es zurück zu mir. Das ist der Punkt, an dem ich beginne, ihn zu beschimpfen: 'Du Stück Scheisse, du benutzt den Jungen, um vor dem Rest der Kurve anzugeben. Denkst du, du bist hart?'"

Darauf sollen die Ultras Icardi gewarnt haben, sich gelinde gesagt anständig mit ihnen zu unterhalten. Doch der Stürmer reagiert weiter gereizt: "Ich bin bereit, mich jedem von ihnen zu stellen. Wenn nötig, rufe ich 100 Kriminelle aus Argentinien, die sie umbringen werden – dann sehen wir weiter."

Die Aktion sei anschliessend in der Kabine gefeiert worden, die Mannschaftskameraden hätten Icardi gratuliert, "weil sich noch nie jemand so mit einem der Anführer der Ultras angelegt hat."

"Nimm die Binde ab, du Clown"

Das sei so alles nie geschehen, so der Tenor aus dem Fanlager. In einer Stellungnahme bezichtigt die Curva Nord Inters ihren Kapitän der Lüge und fordert die Enthebung Icardis vom Kapitänsamt: "Icardi, wir sind durch mit dir. Warum solch schmutzige Fiktion? Wir sind entsetzt, das Buch ist lächerlich und dieser Zwischenfall komplett erlogen. Er spricht darüber, wie er kleinen Kindern hilft und erfindet Geschichten, um sich über uns zu stellen. Es gibt keine Entschuldigungen mehr. Einer solchen Person darf es nicht erlaubt sein, die Kapitänsbinde zu tragen. Nicht wegen uns – aber Inter hat das nicht verdient. Nimm die Binde ab, du Clown – das ist, was wir verlangen!"

Vor der Heimniederlage gegen Cagliari meldete sich Icardi erneut zu Wort: "Ich verwendete Ausdrücke, die ich nicht hätte verwenden sollen, und beschrieb eine Anekdote so, wie ich sie in Erinnerung hatte." Das interessiert die Fans aber nicht: Sie präsentieren Banner mit Aufschriften wie: "Du bist kein Mann, du bist kein Captain. Du bist nur ein Stück Scheisse!" Dazu höhnischer Applaus, als Icardi vom Elfmeterpunkt scheitert. Und als wäre das noch nicht genug, erwartet Icardi vor seinem Haus ein weiteres Spruchband mit der Aufschrift: "Hier sind wir: Gib uns Bescheid, wenn deine argentinischen Freunde kommen."

Icardi bleibt vorerst Kapitän

Die Konsequenzen der Vereinsleitung fallen dann aber undurchsichtig aus. Zwar vermeldet Javier Zanetti, dass die Fans über allem stünden, doch der Forderung, Icardi als Kapitän abzusetzen, kommt er nicht nach: "Werden wir handeln? Leider ja. Die Fans sind das wichtigste Element, sie begleiten uns, und wir müssen sie respektieren. Wir können ein solches Verhalten einer Person, die für unseren Club arbeitet, nicht akzeptieren."

Keine öffentliche Demütigung, Icardi bleibt laut einer offiziellen Mitteilung im Amt, doch wird er intern sanktioniert werden, so der Klub: "Der Captain wird für den Verstoss der internen Regeln sanktioniert. Wir wollen das Beste für Inter, weil es nichts Grösseres gibt als diesen Club. Deshalb akzeptiere ich den Entscheid. Ich werde versuchen, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Etwas, das meine Rolle innerhalb des Teams erfordert. Jetzt, mehr vereint als je zuvor, können wir uns mit der grösstmöglichen Entschlossenheit auf die kommenden Aufgaben vorbereiten." Laut dem "kicker" muss Icardi tief in sein Portmonee greifen und dazu noch sein Buch zensieren. Ob das die aufgebrachten Fans zufriedenstellen wird?

 

  dsi       18 Oktober, 2016 09:36
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