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FCB-Trainer verrät
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Fischer ist ein leidenschaftlicher Fischer

Urs Fischer hat eigentlich einen undankbaren Job. Der Trainerposten beim FC Basel wird angesichts der spielerischen und finanziellen Möglichkeiten wohl von den meisten Schweizer Coaches als die attraktivste Stelle im Land angesehen, doch reiche es in Basel nicht, einfach zu gewinnen. Um im Joggeli Erfolg zu haben, komme es darauf an, wie man gewinnt, so Fischer im Interview bei der "bz".

"In Thun durfte ich gewinnen. In Basel muss ich gewinnen. Wobei das auch noch nicht reicht. In Basel muss ich "dementsprechend" gewinnen. Das ist ein Unterschied, den jeder erfahren muss, der ihn nicht kennt. Das kann man nicht beschreiben."

Eine Erwartungshaltung entwickelt sich

Daran sei er aber ein Stück weit selber Schuld und kann diese Erwartungshaltung auch verstehen: "Aber um das klarzustellen: Ich finde das nachvollziehbar. Je grösser die Erfolge, desto höher die Ansprüche. In Thun hat sich jeder gefreut, wenn das Team irgendwie zu drei Punkten kam, man war einfach froh, es ging ja auch ums Überleben des Vereins. In Basel wird auch bei einem Sieg das eine oder andere hinterfragt und zum Thema gemacht. Doch damit muss ich umgehen können. Das gehört schliesslich zum Anforderungsprofil an einen FCB-Trainer."

Trotzdem mache dieser Druck den richtigen Trainer nicht automatisch Müde: "Ich glaube, es ist möglich, auf Dauer Trainer dieses Klubs zu sein. Weil die grösste Stärke des FCB eben das Gesamtkonstrukt ist. Der Klub hat eine Art implementiert, miteinander umzugehen, die herausragend ist. Nicht nur familiär. Sondern eben immer auch korrekt."

Auch in Sachen Hintergrundarbeit sei der FCB meisterlich

Angesprochen auf die Unruhen beim FCZ oder bei YB meint Fischer, dass Basel zu professionell arbeite, um in eine ähnliche Situation gerate: "Ich möchte nur die Situation in Basel beurteilen. Beim FCB herrscht keine Unruhe. Nie. Da kann man von aussen noch so wollen, der FCB bleibt vernünftig, sachlich, korrekt." Dies sei aber leider nicht überall der Fall: "Manchmal, da hat ein Trainer nicht einmal die Möglichkeit, stürmische Zeiten zu überleben, weil schon vorher entschieden wurde."

Eine Erfahrung, die Fischer als Trainer des FC Zürich machen musste: "Die erste Entlassung der Karriere haut einem den Boden unter den Füssen weg. Du hast eine Familie zu Hause – aber von heute auf morgen keinen Job mehr. Es ist ja nicht so, dass einem gekündet wird, und dann hat man noch drei Monate, um sich neu zu orientieren. Nein, du stehst einfach da, und alles fällt in sich zusammen."

Des Fischers Erholung

Wenn dem sympathischen Zürcher alles über den Kopf wächst, weiss er, wo er sich stets erholen kann: "Das geht gut, wenn man eine intakte Familie hat. Meine Familie ist fussballbegeistert und hält mir den Rücken frei. Dann finde ich es wichtig, wenn ich Zeit habe, auch mal die Familie zum Zug kommen zu lassen. Der Fussball bleibt dann beiseite. Besonders geniesse ich es, wenn wir zusammen essen (...)." Und, wie könnte es bei diesem Namen auch anders sein: "Neben der Familie ist das Fischen meine grosse Leidenschaft (...) Wenn ich im Wasser stehe, vergesse ich den Fussball. Aber nur für einen Moment."

  dsi       14 Oktober, 2016 11:29
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