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Wie grosse Fussballvereine ihre Finanzlücken nach Covid schliessen wollen – 5 Beispiele

Die finanziellen Herausforderungen, die die Covid-Pandemie hinterlassen hat, haben die kleinen aber vor allem die grossen Fussballclubs auf der ganzen Welt getroffen, und zwar genau dort, wo es wehtut: auf ihren Bankkonten.

Die Art und Weise, wie Fussballklubs gegenwärtig geführt werden, hat zur Folge, dass das wirtschaftliche Endergebnis entscheidend dafür ist, damit sie auch längerfristig weiterarbeiten können. Kein Wunder also, dass nach einem geschätzten 7-Milliarden-Euro-Einbruch in den Finanzen der europäischen Spitzenklubs viele Experten von einem finanziellen Desaster sprechen.

In diesem Artikel werden Sie nun jene Möglichkeiten erfahren, mit denen die europäischen Spitzenteams wieder die wirtschaftliche Balance finden wollen. Einige dieser Entscheidungen werden die wahren Fans dieser Teams aber eher vor den Kopf stossen. Ob sie ein Eigentor werden, werden die nächsten Spielzeiten zeigen.

Steigende Ticketpreise

Fussballfans haben während der Pandemie und der anschliessenden Krise der Lebenshaltungskosten genauso gelitten wie jede andere Institution, aber ihre Lieblingsfussballvereine sind ihnen nicht zu Hilfe gekommen. Ganz im Gegenteil: Viele Top-Mannschaften haben eigentlich noch üppig Salz in finanzielle Wunden der Fans gestreut. In der Premier League erhöhte mehr als die Hälfte der Teams den Preis der Dauerkarten, wobei der grösste Sprung bei Aston Villa zu verzeichnen war, wo die der Preis für das günstigsten Abo um sagenhafte 38 % gestiegen ist.

Ganz oben in der Preistabelle sind die Tottenham Hotspurs angesiedelt, die als erstes Team auf der Insel die 2.000-Euro-Marke beim Jahresabo übertroffen hat, als sie im vergangenen Jahr den Preis für die teuersten Dauerkarten erhöhte.

Nur sechs Mannschaften entschieden sich dafür, keine Preiserhöhung im Jahr 2021 durchzuführen, ein klares Indiz, dass selbst Elite-Fussballklubs sich Sorgen um ihr Einkommensniveau machen. Viele Fans haben jedoch das Gefühl, dass sie in schwierigen finanziellen Zeiten übervorteilt werden.

Ausserhalb Grossbritanniens wurden die Ticketpreise zwar nicht so stark angehoben, aber da Top-Clubs wie Barcelona und Juventus die Krise ebenso zu spüren bekommen haben, befürchten einige Experten, dass dies in anderen Ligen ebenfalls früher als später passieren wird.

Ein Sponsoren-Boom

Eine andere Möglichkeit, sich frische Gelder zu beschaffen, besteht in der Möglichkeit, die Attraktivität des Spitzenfussballs zu nutzen und Sponsoring-Geschäfte mit Top-Unternehmen abzuschliessen.

Trikotsponsoren waren schon vor der Pandemie eine grosse Sache, aber in den letzten beiden Spielzeiten wurden einige wirklich epische Deals abgeschlossen. Emirates und Real Madrid verlängerten beispielsweise ihre Verträge im Oktober um jährlich stolze 70 Millionen Euro.

Abgesehen von den Trikots der Spieler haben Premier League-Klubs einige hochprofitable Partnerschaften mit Top-Marken abgeschlossen, beispielsweise Leeds United, das mit Skrill, einem Tochterunternehmen der Paysafe-Group, einige Deals eingegangen sind. Denn diese Unternehmen hat ein umfangreiches Netzwerk von Online Usern, die beispielsweise in Paysafecard Casinos einzahlen können oder sich an Skrill-freundlichen Computerspielen erfreuen können.
Natürlich nicht ohne Hintergedanken des Sponsors, der sich über die Marke Premier League-Clubs ein eigenes Standing erarbeiten will.

Auch Spieltags-Sponsoren sind eine wichtige Einnahmequelle für Spitzenklubs geworden. Viele Klubs halten Sponsorenpakete für lokale und internationale Firmen bereit, bei denen sie gegen einen bestimmten Geldbetrag ihren Namen auf Programmen am Spieltag und auf Werbetafeln am Spielfeldrand prangen lassen können.

Fanartikel

 Die schnell wachsende Welt der Web3-Technologie hat auch den Einzug in die Sportbranche geschafft, wobei sich Kryptowährungen und NFTs ebenfalls als wertvolle Einnahmequelle für Spitzenmannschaften erwiesen haben.

Sogenannte „Fan-Belohnungsplattformen“ sind eine neue, spezielle Form des Crowdfunding, bei der Fans ihre Lieblingssportmannschaft mit kleinen Spenden unterstützen, um im Gegenzug NFT-Token zu erhalten.

Fans können diese Token dann dazu verwenden, um Waren in limitierter Auflage oder sogar Tickets für Spiele zu erwerben, haben aber auch die Möglichkeit zu warten, dass diese Tokens an Wert gewinnen, wenn sie beliebter und wertvoller werden.

Darüber hinaus haben diese Plattformen das Potenzial, die Art und Weise zu verändern, wie Sportmannschaften und Marken mit ihren Fans interagieren. So können Clubs ihre Supporter für einfache Aktionen belohnen, wie z. B. für ein Social-Media-Like.

Die Kehrseite der Medaille besteht aber darin, dass einige Finanzexperten befürchten, dass die Leidenschaft der Fans für Profitzwecke ausgenutzt werden könnte und sich die Club-Tokens letztendlich als wertlos erweisen.

TV-Rechte

 Eine Möglichkeit, die finanziellen Schwierigkeiten, die nicht nur durch COVID-19 aufgetreten sind, zu verringern, besteht darin, die lukrativen TV-Rechte zu verkaufen. In der Premier League vereinbarten beispielsweise Sky Ltd und BT-Sport, ihre Verträge um drei Jahre zu verlängern, um so Einnahmen in Milliardenhöhe zu erzielen, aber auch um die englische Liga finanziell zu unterstützen.

In Spanien hat das Engagement des FC Barcelona viel Kritik nach sich gezogen, da die ehemalige Mannschaft von Lionel Messi noch einen Schritt weiter ging: Die Katalanen verkauften 15 % ihrer TV-Rechte für die nächsten 25 Jahre an die US-Private-Equity-Gruppe Sixth Street. Dies ist ein extremes Beispiel, denn der mehrfache spanische Serienmeister hat von allen Sportmannschaften der Welt die meisten Schulden. Aber es zeigt dennoch, wie weit einige Fussballklubs bereit sind, zu gehen, um die finanzielle Lücke zu schliessen.

Trotz dieser Deals könnte es in Zukunft auch ein langes Haar in der Suppe der Geldtöpfe geben, vor allem dann, wenn die Fans aufhören, für die Spiele Abos abzuschliessen. Es gibt bereits die ersten Anzeichen, dass es einen Rückgang der TV-Einnahmen bei den Top-Teams in ganz Europa gibt, die auf das Desinteresse der TV-Kunden zurückgeht. Das bedeutet, dass die Top-Vereine eine ihrer Haupteinnahmequellen verlieren könnten.

Das Merchandising

 Die Pandemie hat die Freude an den grossen Begegnungen zwar ein wenig beeinträchtigt, aber der Online-Verkauf von Fanartikeln ist unvermindert weitergegangen. Vor allem Trikots, Kappen und Poster werden von den Fans gerne gekauft, aber auch Eintrittskarten werden gerne erstanden.

Die Preise für diese Artikel variieren, je nachdem, wo und vor allem was gekauft wird, aber schlussendlich sind die Vereine in der Regel die grossen Nutzniesser dieser Verkäufe, für manche ist das Merchandising zu einer der bedeutendsten Einnahmequellen geworden.

Da die Zuschauer nun in die Stadien zurückgekehrt sind, sind die Verkäufe an den Spieltagen wieder in die Höhe geschnellt, sodass die Klubs jetzt den Online- aber auch vom Direktverkauf vor dem Stadion profitieren.

Die Kombination aus all dem bedeutet, dass die Lage eigentlich nicht so schlimm sein sollte, wie es beispielsweise die Top-Fussballmannschaften immer beklagen. Selbst extreme Beispiele wie der FC Barcelona könnten auf absehbare Zeit weiter funktionieren, dazu braucht es aber auch sportlichen Erfolg, um die Cash Cow Sport weiterhin melken zu können.

  psc       29 November, 2022 15:01
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