4-4-2
Nati-Stürmer spricht
News

Breel Embolo: "Ich kann mir fast nichts mehr erlauben"

Der Schweizer Nati-Stürmer Breel Embolo spricht in einem ausführlichen Interview über den jüngsten Gerichtsfall, dem ihm eine bedingte Geldstrafe eingebrockt hat, seinen neuen Trainer bei Monaco und seine grosse Verbundenheit zu seiner kamerunischen Herkunft .

Wegen eines Vorfalls vor fünf Jahren im Ausgang in Basel wurde Embolo jüngst verurteilt. Es ist nicht die erste Negativschlagzeile rund um den 26-Jährigen. In Erinnerung bleibt auch eine "Flucht" von einer Party während Corona-Zeiten, die in deutschen Medien ausgeschlachtet wurde. Embolo betont, dass damals viele Unwahrheiten im Raum standen und gibt sich inzwischen vorsichtig, wie er im Gespräch mit "Keystone-SDA" betont: "Wenn du dann eine klare Meinung äusserst, empfinden andere Beobachter das als unpassend, unflätig, inkorrekt. Sie zerren das Schlechte in den Vordergrund. Deshalb äussere ich mich oft gar nicht mehr, weil ich mir diesen ganzen Stress ersparen will. Ich will den Fussball geniessen, und ich bin auch bereit, den entsprechenden Preis für meine Haltung zu bezahlen. Aber in erster Linie bin ich schlicht gar nicht so wichtig."

Embolo spürt eine grosse Verantwortung, die er aufgrund seiner Bekanntheit inzwischen trägt: "Mir ist klar geworden, dass ich nicht nur für den Namen meiner Familie stehe. Ich vertrete aufgrund meiner Bekanntheit auch einen Teil der Schweiz. Mir ist bewusst geworden, dass ich mir unter der öffentlichen Lupe nahezu nichts mehr erlauben kann und sollte. Ich bewege mich in einer der populärsten Sportarten. Es gibt Vorgaben und perfekte Bilder, die man besser erfüllen sollte."

Adi Hütter ist streng, aber ruhig

In erster Linie will er sich auf den Fussball konzentrieren. Dort erhält er in Monaco mit Adi Hütter einen alten Bekannten als Trainer: Die beiden arbeiteten bereits in Gladbach zusammen. Embolo freut sich: "Hütter habe ich in bester Erinnerung. Er setzte auf mich, er verstand mich. Die Situation für ihn ist fast ein bisschen ähnlich wie die Ausgangslage bei Mönchengladbach. Er sollte damals die Defensive stabilisieren. In Monaco gilt das Gleiche – wir haben viel zu viele Gegentore kassiert." Grundsätzlich sei Hütter "streng, aber ruhig. Disziplin ist ihm wichtig. Er hat klare Vorstellungen, wie seine Mannschaften spielen sollen – schnell nach vorne, schnörkellos."

Besuch in der Heimat

Jüngst bereiste Embolo einmal mehr seine kamerunische Heimat. Es waren erneut beeindruckende 96 Stunden, die er da erlebt hatte, wie er ausführt: "Ich war eben in Kamerun, und die WM hat noch einmal viel verändert. Ich bekam alles Mögliche zu hören: Die einen waren happy, andere total unzufrieden, dass ich sie aus dem Turnier geschossen habe. Viele sind stolz – andere wenden sich ab. Für mich ist es aber wichtig, nie zu vergessen, woher ich komme."

Sein grosses Ziel ist ein Benefiz-Spiel in Kamerun, an dem auch seine Nati-Kollegen und afrikanische Spieler aus der Ligue 1 teilnehmen sollen: "Zwei Tage ihres Lebens müssten sie opfern. Daran arbeite ich, das schwebt mir vor. Geld ist vergänglich – deshalb will ich ihnen eine riesige Geschichte schenken. Etwas, woran sie sich immer erinnern werden, woran sie sich klammern können, das den Glauben stärkt, grosse Dinge erreichen zu können."

  psc       11 Juli, 2023 09:58
CLOSE