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Schwierige Aufgabe
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DFL Chef Seifert geht - Das muss der neue Mann mitbringen

Die Nachricht schlug im Oktober 2020 ein wie eine Bombe. Christian Seifert, seines Zeichens Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) wird seinen noch bis 30. Juni 2022 nicht weiter verlängern. Er möchte sich, wie er mitteilte, neuen beruflichen Herausforderungen stellen.

Christian Seifert kam bereits 2005 zur Deutschen Fußball Liga, die von vereinen der ersten und zweiten Bundesliga getragen wird und das gesamte operative Geschäft der Fußball Bundesliga verantwortet. Christian Seifert ist ein allseits in der Bundesliga und auch international hoch angesehener Vertreter des deutschen Fußballs, der sich mit herausragenden Leistungen für die Liga und auch das Ansehen des deutschen Fußballs in der Welt verdient machte.

Nun muss also ein Nachfolger her, der einiges an Qualifikationen mitbringen und in die zugegebenermaßen riesigen Fußstapfen treten muss. Trotz des Bedauerns vieler wurde Christian Seifert auch für die Art seines geplanten Abgangs gelobt. Es bleibt durch seine rechtzeitige, aber doch klare Ansage noch ausreichend Zeit sich auf die Zeit nach ihm einzustellen und vor allem auch, um sich auf die Suche nach einem Nachfolger zu machen. Welkch3e neuen Aufgaben Christian Seifert nach 2022 übernehmen will, hat er noch nicht verraten. Er dürfte angesichts seines Erfolgs und Ansehens jedoch freie. Auswahl haben.

Die Verdienste von Christian Seifert um den deutschen Fußball

Der wohl größte Verdienst von Christian Seifert war es, seit er im Jahr 2005 seine Aufgabe bei der Deutschen Fußball Liga übernahm, die Einnahmen für die Vermarktung der TV-Rechte für die Spiele der ersten und zweiten Bundesliga bis heute auf 1,1 Milliarden Euro jährlich nahezu zu vervierfachen. Außerdem hat er viele Sponsoren für die Bundesliga gewinnen können. So zum Beispiel die Deutsche Telekom oder auch den einen oder anderen Wettanbieter mit kostenlosem Wettguthaben für neue Mitglieder.

Als er im Jahr 2005 übernahm, zahlten Premiere und ARD zusammen 300 Millionen Euro für eine Bundesliga Saison. Dabei gelang es ihm bei der Verteilung der Gelder alle Vereine mitzunehmen und für einen Kompromiss beim Verteilen der Gelder zu sorgen. Natürlich gibt es immer mal Kritik seitens einiger Vereine der Bundesliga in der Hinsicht, dass besonders die Vereine in den unteren Etagen der Bundesliga und in der zweiten Bundesliga benachteiligt werden.

Letztlich konnte jedoch immer ein Kompromiss zwischen allen Beteiligten gefunden werden. Vor allem auch bei den Vertragsverhandlungen für die kommenden vier Spielzeiten gelang es ihm, den Rückgang wegen der fehlenden Zuschauer und möglicher Spielabsagen so gering wie möglich zu halten. Die Mindereinnahmen beliefen sich lediglich auf 24 Millionen Euro, verteilt auf vier Jahre.

Darüber hinaus schaffte er und sein Team es währen der Coronakrise ein Hygienekonzept für die Wiederaufnahme der Spiele in der Bundesliga in 2020 zu erarbeiten und in zähen Verhandlungen mit den Behörden, aber auch mit den Vereinen durchzusetzen. Auch hier mussten sehr viele Interessengruppen mitgenommen werden. So hieß es zum Beispiel vielfach, dass die Fußball Bundesliga mit ihren Millionären den Betrieb wieder aufnehmen darf, während das Restaurant an der Ecke geschlossen bleiben muss. Es gäbe schließlich Wichtigeres als Fußball.

Christian Seifert gelang dieses Kunststück. So konnte, nachdem die Politik und die Gesundheitsämter ihre Zustimmung erteilt hatten, der Spielbetrieb in der letzten Saison der Fußball Bundesliga 2019/2020 bereits im Mai 2020 wieder aufgenommen werden. Die Spiele fanden jedoch nach dem Restart komplett ohne Zuschauer statt. Die Spieler mussten sich in Isolation begeben und täglich auf das Coronavirus getestet werden.

Das Hygienekonzept stellte schon an den ersten Spieltagen nach dem Re-Start der Fußball Bundesliga als so sich als so erfolgreich heraus, dass es praktisch weltweit als Blaupause übernommen werden konnte. Für seinen Mut, aber auch für seinen Demut vor den Verantwortlichen sowie für sein Verhandlungsgeschick erhielt Christian Seifert von internationalen Verbänden viel Lob und Anerkennung und weckte sogar Begehrlichkeiten. In der englischen Premier League konnte man sich direkt vorstellen, Christian Seifert als Chef des Spielbetriebs und der Vermarktung der TV-Rechte einzustellen. Der deutsche Fußball hat dank Seifert wegen seines Umgangs mit der Coronakrise viel an Ansehen gewonnen.

Große Fußstapfen für den Nachfolger

Der Nachfolger der Vorsitzenden der Geschäftsführung des deutschen Fußball Liga wird es nicht einfach haben aus dem Schatten von Christian seifert zu treten. Persönlich muss er ein ruhiges, sachliches Gemüt haben, aber auch zielgerichtet auf die starken Vereinsbosse bei Bayern München, Borussia Dortmund und Co zu gehen können. Die Verhandlungen über die Entwicklung eines fairen Schlüssels und letztlich über die Verteilung der Gelder aus der Vermarktung der Bundesliga sind zäh und langwierig.

Der Nachfolger muss moderieren und deutliche Ziele beziehungsweise grobe Richtlinien klar definieren und vermitteln können. Auf der anderen Seite stehen die teils harten Verhandlungen mit den Fernsehsendern, aber auch mit Streaming-Diensten und an Zweitrechten interessierten. Hier geht es um die Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen der Rechtekäufer und den Geldforderungen der 36 Profivereine in der ersten und zweiten Fußball Bundesliga.

Nicht zuletzt muss es sich um einen Fußballfan und möglichst auch Kenner der Szene handeln, der gleichzeitig über die notwendigen Managerqualitäten sowie andere fachliche Voraussetzungen besitzen muss. Auf dem Posten ist gleichzeitig ein Strippenzieher gefragt, der zum einen Marktchancen erkennen kann und sich gleichzeitig für die Belange der Vereine sensibel zeigen muss, dabei aber niemanden bevorzugen oder benachteiligen darf. Es handelt sich also um die sogenannte „Eierlegende Wollmilchsau“.

Die Gremien der Deutschen Fußball Bundes Liga werden sicher viele Bewerbungen erhalten. Sie müssen aber auch genau hinsehen für wen sie sich genau entscheiden. Schließlich muss der neue Chef der DFL auch eine breite Akzeptanz bei allen Stakeholdern im deutschen Profifußball besitzen. Daher ist es gut, dass Christian Seifert sich schon so frühzeitig klar zu seiner Zukunft geäußert hat und solange auch noch seine Pflichten weiter wahrnimmt.

  psc       9 November, 2020 15:17
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