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Ein Kommentar zum UEFA-Entscheid
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Kinder haben auf dem Platz nichts verloren

Die Uefa will keine Kinder mehr auf dem Fussballplatz sehen. Martin Kallen, Turnierdirektor der UEFA, sagt: „Es ist immer süss, wenn die Kinder auf dem Platz spielen. Das sind schöne Bilder. Aber es ist eine Europameisterschaft und zumindest auf dem Rasen keine Familienveranstaltung!“

Ein aufsteigender Trend

Der Trend, nach einem Sieg mit seinen Kleinen zu feiern, nimmt stetig zu. Während Gareth Bale mit seiner Tochter den Sieg gegen Belgien feiert, tollt Halbfinalgegner und Real-Kollege Pepe nach seinem Sieg gegen die Polen mit seinen Töchtern auf dem Rasen.

Das gleiche Bild an den Meisterfeiern der grossen Ligen. Beispiel: Der FC Basel holt den siebten Kübel in Serie, Roger Federer bringt das Joggeli zum Kochen, Matias Delgado stemmt den Pokal in den Himmel und jeder Akteur hat seine Kinder dabei. Walter Samuels Sohn packt sich gar die Trophäe, die Kinder feiern vor der Muttenzerkurve, als wären sie die neuen Schweizer Meister und nicht ihre Väter. Diese duschen sich derweil mit Champagner und verlieren das Treiben ihrer Sprösslinge aus den Augen. Muss das sein? Nein! Es geht hier um Fussball, mit den Kids kann man auch daheim.

Die Image-Politur Kind

Ob Meisterfeier oder Sieg im Viertelfinale der Europameisterschaft, die Bilder sind überall die gleichen: Scheue, überforderte oder überdrehte Kinder auf den Armen ihrer siegreichen Väter. Was haben diese Kinder geleistet, dass sie es sich erlauben können, den Meisterpokal in die Höhe zu stemmen, bevor alle Spieler an der Reihe waren? Warum dürfen sie als nicht akkreditierte Besucher auf dem Feld feiern, währen jeder Fan sofort abgeführt wird?

Klar ist, der Jö-Effekt poliert das Image eines Spielers zu Hochglanz. Wenn Pepe 120 Minuten lang ausgeteilt oder den sterbenden Schwan gespielt hat, ist es eben besser, wenn man ihn als liebenswerten, fürsorglichen Familienvater in Erinnerung behält.

Ein sinnvoller Entscheid

Auch aus Datenschutz-Gründen kann man den Entscheid der UEFA nur begrüssen. Welche Eltern würden es akzeptieren, wenn sich auf dem Spielplatz um die Ecke eine Horde erwachsener Männer auf den Nachwuchs stürzt, dutzende Fotos schiesst und diese sofort ins Internet stellt, sie zum Kauf anbietet und am nächsten Tag auf den Titelseiten veröffentlicht? Warum sollte dies also im Stadion akzeptiert werden? Die UEFA handelt absolut richtig, nun bleibt zu hoffen, dass sich die Spieler auch an die Anweisungen halten.

Ein Kommentar von David Simmen

  dsi       5 Juli, 2016 17:34
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