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Kampf um die Existenz
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Bundesliga: Wann sind die ersten Klubs pleite?

Corona und kein Ende. Auf nicht absehbare Zeit geht der Betrieb in der Fußballbundesliga und in den europäischen Wettbewerben zwar weiter, aber ohne Zuschauer. Das heißt im Klartext, dass den Vereinen viele Millionen Euro aus den Heimspielen fehlen.

Hinzu kommen fehlende Einnahmen aus dem Catering und auch geringere Einnahmen beim Merchandising. Wenn damit gerechnet werden muss, dass die ganze Saison ohne Zuschauer gespielt werden muss sind das bei 17 Heimspielen in der Fußballbundesliga allein aus den wegbleibenden Zuschauereinnahmen schon deutlich zweistellige Millionenbeträge die als Verluste zusammenkommen.

Hinzu kommen die Einnahmen aus Pokalspielen und aus internationalen Wettbewerben. Obwohl die Vereine sich weitgehend auf einen teilweisen Gehaltsverzicht geeinigt haben, können die Mindereinnahmen beim Personal die Verluste nicht auffangen. Borussia Dortmund mit seinem stets gut besuchten Signal Iduna Park rechnet mit einem Verlust von 50 bis 75 Millionen Euro. Jedoch kann man in Dortmund wenigstens auf die Millioneneinnahmen aus der Champions League zählen. Ganz auffangen können die Einnahmen der Champions League die fehlenden anderen einnahmen jedoch nicht.

Dennoch muss man sich bei diesem Verein keine Gedanken um die nahe finanzielle Zukunft machen. Das Eigenkapital des Klubs liegt bei etwa 305 Millionen Euro, es ist also auch ein finanzielles Polster vorhanden. Auch beim FC Bayern, bei Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen, RB Leipzig, VfL Wolfsburg oder Hertha BSC kann an trotz der laufenden Verluste wohl gelassener mit der Situation umgehen. Sparen müssen die Vereine dennoch, in erster Linie bei Neuverpflichtungen und Vertragsverlängerungen. Es wird nicht mehr jeder Preis bezahlt, wie man zuletzt bei den Vertragsverhandlungen des FC Bayern mit dem Spieler Alaba oder sehen konnte. Selbst die Neureichen aus Berlin können nicht jeden Spieler holen, den sie sich wünschen.

Auf Schalke brennt die Luft

Der FC Schalke 04 macht derzeit wohl die schwerste Krise in seiner Vereinsgeschichte durch. Bei dem Verein läuft es nicht nur sportlich katastrophal, sondern man steht auch finanziell vor dem Ruin. Der Abschied droht. Es können bereits Wetten abgegeben werden, ob der Verein nicht absteigt. Wer auf einen Nichtabstieg setzt, kann mit einer hohen Quote rechnen. Wetten können nicht nur bei Online Buchmachern abgegeben werden, auch viele Online Casinos für Echtgeld-Spiele bieten heute Sportwetten zusätzlich zu ihrem Spielangebot an. Bereits am Ende der letzten Saison stand man auf Schalke schon kurz vor der Insolvenz. Schuld daran waren jedoch nicht nur die Mindereinnahmen aus den wegbleibenden Zuschauern der Rückrunde, sondern auch jahrelanges Missmanagement.

Es wurde finanziell viel zu viel auf Kante gestrickt, weil man sich ziemlich sicher war, dass man bald wieder in der Champions League spielen würde, sodass die Millionen wieder sprudeln. Dementsprechend hatte man auch den Kader zusammengestellt. Schlussendlich konnte man sich mit einer Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen noch einmal retten und die Löcher mit Krediten stopfen. Der Schuldenstand beläuft sich nun auf etwa 200 Millionen Euro. Wenn die Fans im Januar nicht wieder ins Stadion zurückkommen, muss man bei Schalke wohl weitere Kredite aufnehmen und gelangt noch tiefer rein in die Spirale. Das Problem ist jedoch, dass bei der derzeitigen sportlichen Situation, so sie sich nicht schnellstens bessert, der Abstieg droht. Die Schulden müssen dennoch zurückgezahlt werden. Ohne einen Investor von außen, der die Eigenkapitalbasis stärkt, könnte es sogar passieren, dass der DFB keine Lizenz für die zweite Fußball Bundesliga erteilt und der FC Schalke 04 nach unten durchgereicht wird.

Auch andere Vereine hart getroffen

Bei Werder Bremen konnte man sich nach dem Verbleib in der Fußball Bundesliga nur mit einem KfW-Kredit in zweistelliger Millionenhöhe über Wasser halten. Weitere 15 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga sind ebenfalls betroffen und mussten Kredite beantragen. 12 Klubs haben dafür sogar ihre Fernsehgelder, also praktisch das Tafelsilber verpfändet. Das Problem für viele Vereine ist, dass sie nicht damit rechnen können, dass die staatlichen Hilfen über KfW-Kredite Selbstläufer sind und auf alle Zeiten gewährt werden. Die Kredite sind zwar zinsgünstig, aber die Tilgung könnte den einen oder anderen Verein auf mittlere Sicht in eine existenzbedrohliche Schieflage bringen, wenn die Zuschauer und die mit den Stadionbetrieb verbundenen Einnahmen längerfristig wegbleiben.

  psc       30 November, 2020 15:38
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