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Joël Keller: Mit 23 Jahren eine sehr bewegte Karriere

Der Traum vom Fussball-Profi des Schweizers Joël Keller erhielt im Sommer 2016 einen herben Dämpfer. Inzwischen muss er sich über die Regionalliga-Mannschaft des FC St. Pauli für höhere Aufgaben empfehlen.

Aus der Jugend des FC Basel suchte Joël Keller im Sommer 2014 eine neue Herausforderung. Er schloss sich dem 1. FC Nürnberg an, für den er in seiner ersten Saison in 25 Partien in der „Zweiten“ zum Einsatz kam. „Ich habe damals schon gesagt, dass ich gerne einmal nach Deutschland wechseln möchte. Die Nürnberger haben mich beobachtet und anschliessend grosses Interesse bekundet. Nach guten Gesprächen habe ich mich entschlossen, den Schritt ins Ausland zu wagen“, erklärte er im Gespräch mit „watson.ch“.

Der gelernte Linksverteidiger, der am 6. März 1995 in Endingen geboren wurde, schloss sich nur ein Jahr später dem FC St. Pauli an, für den er ebenfalls vorwiegend in der U23 zum Zuge kam, aber auch in fünf Zweitliga-Spielen eingesetzt wurde.

Schliesslich kam dem inzwischen 23-Jährigen eine Aktion abseits des Platzes teuer zu stehen: Noch in Nürnberg unter Vertrag stehend war er am 5. Juli 2015 in einer Schlägerei vor einem McDonald's am Nürnberger Hauptbahnhof verwickelt – und wurde ein Jahr später zu einer zweiwöchigen Jugend-Arrest verurteilt. „Ich habe einen riesigen Fehler gemacht und bereue mein Fehlverhalten sehr. Was ich getan habe, ist absolut unentschuldbar. Ich stelle mich nun den Konsequenzen und werde die Strafe annehmen“, hatte er damals erklärt.

Zu dieser Zeit hatte er schon bei den Hamburgern unterschrieben, die erst nach Vertragsabschluss von seinem Fehlverhalten erfuhren. Der damalige Sportdirektor Thomas Meggle wollte Keller die Chance dennoch nicht verbauen: „Nach gründlichen internen Gesprächen mit Präsidium, Geschäftsleitung und dem Spieler haben wir entschieden, ihm eine zweite Chance zu geben, ohne dabei die Tat zu bagatellisieren. Joël hat sich bei dem Opfer entschuldigt, in den Gesprächen mit uns glaubhaft Reue gezeigt. Nichtsdestotrotz haben wir ihm die dunkelgelbe Karte gezeigt.“

Seinen letzten Einsatz in der 2. Bundesliga bestritt Keller im Dezember 2016 – zunächst aufgrund von Krankheit und Verletzung. Seither stand er lediglich noch vier Mal im Kader der Profi-
Kiezkicker – binnen 14 Monaten – blieb jedoch ohne Einsatz. Stattdessen sammelte er Spielpraxis in der Regionalliga Nord, wo er in dieser Saison bislang zu zwölf Einsätzen kam, in denen er vier Tore erzielte.

Dass er den Schritt nach Deutschland gewagt hat, hat er nicht bereut. Schliesslich habe er in Basel den Sprung in die 1. Mannschaft nicht geschaffft, dafür inzwischen in Deutschland schon das ein oder andere Spiel in der 2. Bundesliga bestritten. In Hamburg fühlt er sich wohl: „Bisher habe ich viele grossartige Eindrücke hier erlebt. Es ist Wahnsinn, was man mit den Fans zusammen im Stadion erlebt – jedes Heimspiel in diesem Stadion ist etwas ganz Besonderes. Es herrscht eine positive Stimmung im ganzen Verein, das macht alles etwas einfacher“, sagte er bei „watson.ch“.

Wenngleich er inzwischen den Anschluss an die 2. Bundesliga weitestgehend verloren hat – Joel Keller ist ein Kämpfer. Aufgeben gilt für ihn nicht, stattdessen will er sich wieder heran arbeiten und sein mittelfristiges Ziel „Bundesliga“ nicht gänzlich aus den Augen verlieren. Sein aktueller Kontrakt bei den Hamburger läuft allerdings nur noch bis zum Sommer. Wie es anschliessend weitergeht, ist noch völlig offen. „Bei einigen Profis ist es so, dass noch ein Verhandlungsprozess stattfindet, die Weichen aber so gestellt sind, dass zeitnah Entscheidungen getroffen werden. Das wird sich vielleicht nicht in jedem Fall realisieren lassen, aber bis spätestens Mitte April werden wir Entscheidungen haben“, wurde Sportdirektor Uwe Stöver von „fussball.news“ Anfang März bezüglich der auslaufenden Verträge einiger Akteure – darunter Keller – zitiert. (mic)

  psc       8 März, 2018 20:26
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