War's das wert? Die Tops & Flops der FIFA Klub-WM 2025
Mit grosser Vorfreude und milliardenschweren Investitionen war die erste FIFA Klub-WM im neuen Format gestartet – als Prestigeprojekt für den Weltverband und als globales Schaufenster des Vereinsfussballs. Doch nach 63 Spielen in 28 Tagen fällt die Bilanz durchwachsen aus: Während Tore und Überraschungen für Begeisterung sorgten, enttäuschten Organisation, Zuschauerinteresse und TV-Quoten.
Tore, Tore, Tore – ein Fest für neutrale Fans und Wettfreunde
Rein sportlich hatte das Turnier durchaus Unterhaltungswert. Mit 195 Treffern in 63 Spielen lag der Torschnitt bei beeindruckenden 3,09 Toren pro Partie – ein wahrer Leckerbissen für neutrale Zuschauer. Gerade bei torreichen Begegnungen wie dem 4:4-Spektakel zwischen FC Porto und Al Ahly oder dem 2:5 zwischen Juventus Turin und Manchester City kamen nicht nur Fussballromantiker auf ihre Kosten, sondern auch Wettfreunde. Besonders lukrativ waren nämlich Over/Torwetten – wer gerne auf Sport ohne OASIS tippen wollte, hatte bei diesem Turnier fast täglich Grund zur Freude. Neben den vielen Toren sorgten auch einige krasse Aussenseiterwetten für hohe Quoten und satte Gewinne.
Ein Paradebeispiel lieferte dabei die Gruppenphase: Der neuseeländische Amateurklub Auckland City trotzte dem argentinischen Topklub Boca Juniors ein 1:1 ab - ein Ergebnis, das in keinem Tippschein stand. Noch spektakulärer war der sensationelle Erfolg von Al-Hilal gegen Manchester City im Sechzehntelfinale. Ebenfalls bemerkenswert: Alle vier brasilianischen Vertreter – Palmeiras, Flamengo, Fluminense und Botafogo – überstanden die Gruppenphase. Fluminense schaffte es sogar ins Halbfinale und bewies, dass südamerikanische Teams mit Spielfreude, Tempo und Disziplin durchaus mit Europas Elite mithalten können.
Enttäuschung auf den Rängen und vor den Bildschirmen
So spektakulär das Geschehen auf dem Platz auch war – auf den Rängen und vor den TV-Geräten herrschte vielerorts Ernüchterung. Zwar verkündete FIFA-Präsident Infantino stolz 2,5 Millionen Zuschauer und einen Schnitt von 40.000 pro Spiel, doch diese Zahlen täuschen. In vielen Stadien blieben Reihen leer – selbst in den Duellen der Topklubs. Freikartenaktionen und stark reduzierte Ticketpreise halfen nur bedingt. Der sportliche Wert vieler Partien war überschaubar – zu gross war das Leistungsgefälle. Entsprechend gering auch das Interesse im TV: Das mit Spannung erwartete Finale zwischen Paris Saint-Germain und dem FC Chelsea erreichte in den USA gerade einmal 2,73 Millionen Zuschauer – kaum mehr als ein NFL-Preseason-Spiel.
Einziger Lichtblick: Die lautstarken und leidenschaftlichen Fans aus Argentinien, Brasilien, Ägypten und Japan. Ihre Gesänge, Choreografien und farbenfrohen Auftritte sorgten für die emotionalen Highlights des Turniers – auf den Tribünen und in den Fan-Zonen der US-Städte.
Hitze, Gewitter, Chaos – die organisatorischen Schwächen
Ein weiteres grosses Problem war die mangelnde Planung in Bezug auf Wetter und Infrastruktur. Temperaturen über 35 Grad, drückende Luftfeuchtigkeit und spontane Gewitter zwangen die Veranstalter mehrfach zu stundenlangen Spielunterbrechungen. Spieler und Trainer beklagten nicht nur das Klima, sondern auch die unzureichenden Platzverhältnisse – von „unglaublich schlechten Rasenflächen“ war hinter den Kulissen immer wieder die Rede.
Dass man bei einer mit Millionenbudget ausgestatteten Klub-WM Spiele am frühen Nachmittag ansetzen musste, wirkte angesichts der bekannten klimatischen Bedingungen fast fahrlässig. Die FIFA kündigte an, für zukünftige Spiele überdachte Arenen stärker einzuplanen. Doch dass man 2025 weder würdige Spielfelder noch einen vernünftigen Spielplan vorlegen konnte, beschädigte das Image des „neuen Premiumprodukts“ erheblich.
Infantinos Eigenlob – Kritik prallt ab
Unbeeindruckt von den Kritikpunkten äusserte sich FIFA-Präsident Gianni Infantino durchweg positiv zum neuen Turnierformat. Bereits vor dem Finale im New Yorker Trump Tower erklärte er die Klub-WM 2025 zum „erfolgreichsten Vereinswettbewerb der Welt“ – eine Aussage, die für viele Journalisten und Fans eher an Realitätsverweigerung erinnerte.
Und dennoch: Das Potenzial ist da. Die hohe Torquote, die globalen Geschichten und das Interesse aus aufstrebenden Fussballmärkten zeigen, dass eine Klub-WM im grossen Stil funktionieren kann. Viele der Probleme – Zuschauerführung, Zeitpläne, Platzbedingungen – lassen sich bis zur WM 2026 lösen. Voraussetzung ist, dass man Kritik endlich ernst nimmt. Denn wenn aus Fehlern gelernt wird, kann das Turnier im nächsten Jahr ein voller Erfolg werden.