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Cinderella-Story bei Xamax
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Vom Flüchtling zum Nati-Spieler: Die fantastische Geschichte von Yama Sherzad

Über ein Jahr dauerte die Kriegsflucht von Yama Sherzad, der sich vor Kurzem einen Traum erfüllte und für die afghanische Nationalmannschaft debütierte. Jetzt strebt er in den professionellen Fussball. Das kann bei Neuchâtel Xamax, aber auch ganz woanders sein.

Es war ein Gespräch, welches das Leben von Yama Sherzad nachhaltig verändern wird. Und Veränderungen ist er in seinem Leben gewohnt, dazu aber später mehr. Er sei gerade auf dem Weg zum Training gewesen, erinnert sich Sherzad im Interview mit dieser Redaktion, als auf seinem Handydisplay plötzlich eine ausländische Nummer aufleuchtete. "Ich war neugierig", sagt er heute. "Ich nahm den Anruf an und wurde überrascht, als der neue Trainer der afghanischen Nationalmannschaft sich vorstellte. Er erklärte mir, dass ich zum ersten Mal für die Nationalmannschaft nominiert wurde."

Eine grosse Ehre für Sherzad, zumal er im Alltag für die zweite Mannschaft von Neuchâtel Xamax in der 4. Liga spielt. Dass es nun ausgerechnet ihn trifft, Afghanistan hat immerhin über 40 Millionen Einwohner, erfülle ihn mit grossem Stolz: "Als ich von meiner ersten Nominierung erfuhr, war ich überwältigt vor Freude und Dankbarkeit. Es ist ein Traum, der wahr wird, und ich bin zutiefst stolz darauf, die Farben meines Landes zu tragen und meine Fähigkeiten für das afghanische Nationalteam einzusetzen."

Yama Sherzad: Zweimal über 90 Minuten für Afghanistan

Das durfte er dann auch – und wie! Beim CAFA Nations Cup gegen Kirgisistan und gegen den Iran gehörte Sherzad zu den wenigen Akteuren, die in der Startelf standen und jeweils über die volle Spieldistanz eingesetzt wurden. Eine wahrhaft fantastische Story, die sich da gerade schreibt. Sherzad wurde in Kundus geboren. Einer Stadt, die vom Afghanistan-Krieg schwer gezeichnet ist. Viele Erinnerungen an seine Geburtsheimat hat er allerdings nicht mehr, bereits in jungen Jahren sei er mit seiner Familie in die Schweiz geflüchtet.

"Die Entscheidung, in die Schweiz zu gehen, war eine Suche nach Sicherheit und einer besseren Zukunft", sagt Sherzad, der ein Jahr auf der Flucht war. "Ich bin dankbar für die Möglichkeit, hier ein neues Zuhause gefunden zu haben und trage sowohl meine afghanischen Wurzeln als auch meine schweizerische Identität in mir."

Die Plattitüde trifft also wieder mal zu: eine wunderbare Story fürs Herz, die nur der Fussball schreibt. Nach seinen ersten einschneidenden Erlebnissen mit der afghanischen Nationalauswahl gilt es für Sherzad und seinem Berater Serkan Bükücü von der Agentur Profundo Sports Management nun, die sportliche Zukunft zu klären. Sherzad strebt berechtigterweise nach Höherem, der zweiten Xamax-Mannschaft ist er allerspätestens nach seinen Nati-Auftritten entwachsen. Noch ist unklar, wie es mit Sherzad auf der Maladière weitergeht.

Yama Sherzad: Xamax-Vertrag läuft aus, Zukunft ungeklärt

Sherzads Vertrag läuft in wenigen Tagen aus, Xamax ist unter der Leitung von Uli Forte in der Barrage immerhin der Klassenerhalt in der Challenge League gelungen. Unter Kennern der Szene ist der 22-Jährige als offensiver Mittelfeldspieler bekannt, der über ein technisch sauberes Dribbling verfügt, das es ihm ermöglicht, sich im Eins-gegen-Eins durchzusetzen. Sherzad öffnet gerne Räume für seine Mitspieler, kreiert Torchancen und verfügt selbst über einen sauberen Torabschluss, wofür acht dokumentierte Tore in der Vorsaison der erstbeste Beweis sind.

Als nächsten Schritt sehe es Sherzad an, in einer Profimannschaft unterzukommen. Sein grosser Traum, sagt er, ist es, dem runden Leder irgendwann einmal in der Bundesliga hinterherzujagen – wie sein Idol Nadiem Amiri, dessen Wurzeln ebenfalls in Afghanistan liegen. "Aber mein näheres Ziel ist es, den Sprung in eine professionelle Mannschaft zu schaffen und mich weiterzuentwickeln."

  aoe       20 Juni, 2023 16:44
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