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Oberlin: "Bin eigentlich ein komischer Spieler"

Dimitri Oberlin (18) hat in Österreich voll eingeschlagen: Der ehemalige FCZ-Junior führt in der zweiten Saison im Ausland die Torschützenliste der österreichischen Bundesliga an. Der Stürmer, der von RB Salzburg an den SCR Altach ausgeliehen ist, ist der Mann der Stunde. Mit 4-4-2.com spricht Oberlin im EXKLUSIV-Interview über seinen Höhenflug, seine Zeit in Zürich, die Schweizer Nati und über seine Karriereziele.

Dimitri Oberlin (18) hat in Österreich voll eingeschlagen: Der ehemalige FCZ-Junior führt in der zweiten Saison im Ausland die Torschützenliste der österreichischen Bundesliga an. Der Stürmer, der von RB Salzburg an den SCR Altach ausgeliehen ist, ist der Mann der Stunde. Mit 4-4-2.com spricht Oberlin im EXKLUSIV-Interview über seinen Höhenflug, seine Zeit in Zürich, die Schweizer Nati und über seine Karriereziele.

4-4-2.com: Dimitri Oberlin, Sie mischen im Moment die österreichische Bundesliga auf wie kein anderer. Sie sind nach vier Spielen und fünf Toren der Top-Torschütze, im Durchschnitt treffen sie pro Halbzeit einmal. Wie kommt es zu diesem Höhenflug?

Dimitri Oberlin: Das ist schwierig zu erklären. Ich fühle mich gut und habe Freude in Altach zu spielen. Ich bin natürlich glücklich wie es im Moment läuft

Was setzen Sie sich und dem SCR Altach in der aktuellen Saison für Ziele?

Das Ziel ist eine Klassierung unter den Top 5. Wir tun alles, um dieses Ziel zu erreichen. Im Moment läuft es super, jetzt müssen wir weitermachen, denn man kann nie wissen, wie lange es uns so gut läuft.

Sie sind von RB Salzburg an Altach ausgeliehen, können nun als Stammspieler Spielpraxis sammeln: Nun hat ihr Altacher Team dank Ihren Toren beinahe doppelt so viele Punkte wie ihr Stammklub. Bekommen sie schon wütende SMS ihrer Salzburger Kollegen?

Jaja, in Salzburg habe ich viele Kollegen, so bekomme ich auch viele SMS und Nachrichten auf Facebook. Ich bekomme aber vor allem Glückwünsche.

Erzählen Sie uns etwas über ihren Charakter: Sind Sie ein Spieler, bei dem jedes Detail passen muss, um zur Höchstform zu gelangen oder rufen Sie Ihre Leistungen unabhängig vom Umfeld und der Stimmung ab?

Vorher in Salzburg habe ich viel mehr Druck gehabt. Unter Druck habe ich nicht immer meinen besten Fussball zeigen können. Hier in Altach kann ich den Ball nehmen und etwas probieren und der Trainer sagt „weiter, weiter“. Ich verfolge in den Spielen keinen vorgefertigten Plan. Ich spiele einfach so, wie es mir mein Kopf gerade vorgibt. Ich bin eigentlich ein komischer Spieler (lacht).

Dass Breel Embolo ein enger Freund von Ihnen ist, ist kein Geheimnis. Wie wichtig sind Ihnen Freunde und Familie in fussballerischer Hinsicht.

Sehr wichtig, weil Freunde und Familie immer da sind, ob es nun gut läuft oder nicht. Das hat mir viel geholfen. Ich habe eigentlich nicht geplant, eine Karriere im Ausland zu machen. Ich wollte eigentlich keine Entscheidung treffen, wo ich nicht genau wusste, was kommen würde, ob ich allein sein werde. Deshalb ist es mir wichtig, dass ich hier viele Kollegen habe und die Familie zu Besuch kommt. Am Anfang waren die Familie und die Kollegen sehr wichtig für mich, das hat mir geholfen. Zudem bin ich ja immer noch in der Nähe der Schweiz.

Sie haben es eben angesprochen: Ein Blick auf die Landkarte verrät, dass das Altacher Stadion im Rheintal nur einige hundert Meter von der Schweizer Grenze entfernt liegt: War die Nähe zur Heimat ausschlaggebend bei ihrem Vereinswechsel?

Nein, nein gar nicht. Ich habe nicht einmal gewusst, dass Altach so nahe an der Schweiz liegt. Es war einfach das Gefühl mit dem Trainer und dem Sportdirektor, die mich überzeugt haben. Ich habe es wichtig gefunden, in ein Team zu gehen, bei dem man mich will. Ein Team, bei dem ich spielen kann. Diese Möglichkeit hat mir Altach geboten.

Sie haben die Jugendzeit grösstenteils beim FC Zürich verbracht. Welche war der Hauptgrund, den Zürcher Klub schon in jungen Jahren und vor dem Durchbruch in der 1. Mannschaft zu verlassen?

Als junger Spieler möchtest du irgendwann in die erste Mannschaft kommen und mit ihr trainieren. In Zürich habe ich alles dafür getan. Ich habe vier Jahre gut gespielt. Dann kam die Zeit, in der ich das Gefühl hatte, dass ich bei den Profis spielen könnte. In dieser Zeit haben wir über einen neuen Vertrag verhandelt. Ich entscheid mich, noch drei Jahre in Zürich zu bleiben, jedoch nur im Profi-Kader. So war das geplant. Es war auch geplant, dass ich ein paar Spielminuten bekomme. Dann habe ich ein Jahr lang mit den Profis trainiert, jedoch nur mit der U21 gespielt

Das klingt frustrierend…

 Ich verstehe es, wenn ich als junger Spieler in eine Profimannschaft komme und ich nicht sofort spiele. Aber ich habe gewartet und gemerkt, ich könnte das auch spielen, wenn man mir die Chance gäbe. Es gab viele Gespräche, sie haben immer wieder gesagt, „du wirst spielen, du wirst spielen“. Am Schluss habe ich gesagt, dass ich meine Zukunft nicht hier sehe, wenn ich keine Chance bekomme. Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, mich spielen zu lassen. Wenn man 3:0 führt, kann man einem jungen Stürmer ja mal ein paar Einsatzminuten geben. Ich sprach viel mit meiner Familie und meinem Berater. Dann kam das Angebot aus Salzburg und ich dachte: Wieso nicht?

Nach Ihrem Wechsel nach Österreich gab es auch Misstöne betreffend Ihrem Verhältnis zum FC Zürich. Wie stehen Sie nun zu ihrem Jugendklub?

Mein Verhältnis ist gut, ich habe lange dort gespielt. Ich habe viele Kollegen, die noch immer dort spielen. Ich war letzte Woche noch zu Besuch. Ich schaue mir die Spiele an und natürlich tut es mir leid, dass der FCZ momentan in der Challenge League spielt. Aber sie kommen nächste Saison wieder hoch, da bin ich mir sicher. Der FCZ war mein erster Profiverein, mein Karrierestart. Ich werde immer schöne Erinnerungen an den Verein haben und die Zeit nie vergessen.

Der FC Zürich hat nach dem Transfer behauptet, sie wären zu ungeduldig, wollten zu schnell zu viel. Wie sieht ihre Bilanz des Transfers ein Jahr danach aus?

Meine Bilanz ist sehr positiv. Bei Salzburg habe ich gleich zu Beginn viel gespielt, auch in der Champions League-Qualifikation. Ich habe viel gelernt, hatte zwei gute Trainer. Gegen Ende der Saison wurde ich wieder häufiger eingesetzt. Wir haben die Meisterschaft und den Pokal gewonnen, das sind meine ersten Titel mit einer Profimannschaft. Und was im Moment in Altach passiert ist ebenfalls sehr schön. Ich kann nur zufrieden sein.

Sie sind aktuell Teil des Schweizer U19-Nationalteams. Werden Sie bald für die U21 oder sogar die A-Nati zum Thema? Mit wem stehen Sie in Kontakt.

Ich bin schon seit letztem Sommer im Kader der U21.Ich hatte aber noch keine Bestätigung mit Passfoto von der FIFA, weshalb ich noch nicht spielberechtigt war. Jetzt ist aber alles gut. Ich bekomme auch oft Besuch vom Trainer der U21. Er wird wahrscheinlich nächste Woche nach Altach kommen. Der Kontakt zum Verband ist sehr gut.

Sie haben neben der Schweizer Staatsbürgerschaft auch diejenige des Kameruns. Gibt es eine Tendenz für welche A-Nati Sie spielen wollen?

- Das kann ich nicht so genau sagen. Ich weiss nicht, was die Zukunft bringt. Es würde mich freuen, für die Schweiz spielen zu können, das ist klar. Kamerun ist aber auch mein Land. Ich glaube, dass ich noch genug Zeit habe, mir das genau zu überlegen.

Wo sehen Sie Ihre grössten Stärken und an was wollen oder müssen Sie noch arbeiten?

Meine grösste Stärken sind die Schnelligkeit und die Ballführung. Zudem kann ich auf beiden Seiten spielen. An Abschlüssen mit dem Kopf und der Beidfüssigkeit muss ich noch arbeiten. Meine Laufwege kann ich auch noch optimieren und die Ballannahme. Ich habe noch viel zu tun und versuche mich in jedem Training zu verbessern.

Mit Ihren 18 Jahren stehen Sie immer noch ganz am Anfang Ihrer Profi-Karriere. Gibt es ein Ziel, das Sie während ihrer aktiven Zeit erreichen möchte?

Ein richtiges Ziel habe ich nicht. Ich denke, dass es für einen jungen Spieler immer ein Ziel ist, später in einer Top-Mannschaft zu spielen. ich denke aber nicht viel darüber nach und nehme alles, wie es kommt.

Welches ist in Ihren Augen die attraktivste Liga für einen Spieler wie Sie? Wohin würden Sie später mal wechseln wollen?

Ich denke, dass ich ein Spieler bin, der schnell adaptieren kann. Sei es auf dem Platz oder in einem fremden Land. Es gibt nicht „die richtige Liga“ für mich. Ich bin ein Fussballspieler und deshalb muss ich dorthin gehen, wo mich mein Weg führt. Ich glaube, dass ich überall spielen kann, wenn ich die Möglichkeit dazu bekomme.

Haben Sie einen Lieblingsverein?

Mein Lieblingsteam ist Real Madrid. Ich denke aber nicht, dass ich dort mal spielen werde.

Von David Simmen

Bilder: SCR Altach

  dsi       19 August, 2016 11:26
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