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Schweizer ist angekommen
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Jérôme Thiesson startet in der MLS durch

Seit rund 15 Monaten schnürt der französisch-schweizerische Aussenverteidiger Jérôme Thiesson seine Schuhe in der Major League Soccer. Für Minnesota United bestritt er bereits 42-Ligaspiele und zählt zu den absoluten Stammspielern.

Über den FC Zürich, FC Wil, AC Bellinzona und den FC Luzern wagte der Rechtsverteidiger im Februar 2017 den Sprung über den Teich. Von Beginn an überzeugte der 30-Jährige in Amerika. Seinen ersten von bislang zwei Treffern in der MLS erzielte er vor knapp einem Jahr. „Ich wollte wie ein Seetaucher davonfliegen“, scherzte er damals und erklärte seinen Jubel. Wie ein Seetaucher? Ja, denn dieser ist das Symbol der Stadt. Sein Teamkollege Rasmus Schuller erinnerte die Bewegung eher an einen Adler.

Seinen Wechsel aus der Super League nach Amerika begründete er Anfang des Jahres im Gespräch mit „MLS Multiplex“ damit, dass er nach neun Jahren in der Schweiz, in denen er pro Jahr vier Mal gegen die gleichen Teams spielte, eine Veränderung wollte. „Aufgrund meines bereits fortgeschrittenen Alters wäre ein Wechsel in einer der europäischen Top-Ligen nicht wirklich realistisch“, erklärte er.

Nach Amerika erkundigt

Nachdem er sich zunächst auch mit einem Engagement in einer zweiten Liga beschäftigte, dachte er über die MLS nach. „Ich habe einige Leute gefragt, die bereits Erfahrungen in der MLS gesammelt hatten und habe mich schnell entschieden“, so Thiesson. Dass er in der ersten MLS-Saison der Vereinsgeschichte mittun durfte und mit jedem absolvierten Spiel an dieser Geschichte mitschreiben konnte, habe ihm sehr viel bedeutet.

Seinen Schritt nach Minnesota bereut er nicht. Vielmehr ist er froh darüber, in eine im Gesamtpaket gesehen besseren Liga als der Super League gewechselt zu sein. „Der FC Basel und Young Boys würden wahrscheinlich auch in der MLS um den Titel mitspielen, aber in dieser Liga sind noch sechs oder sieben weitere Mannschaften auf Augenhöhe“, nennt er einen von vielen Unterschieden. Dass der Support der Fans derart gewaltig ist, hätte er zunächst nicht erwartet. „Ich dachte zunächst, dass andere Sportarten mehr im Fokus sind, aber die Stadien sind immer gut gefüllt und die Stimmung ist toll.“ Vor allem die Fans der „Loons“ seien unglaublich.

Attraktive Liga

Dass künftig weitere Schweizer in Richtung MLS tendieren könnten, wo mit Philipp Senderos aktuell oder zuvor Innocent Emeghara bereits der ein oder andere Eidgenosse seine Zelte aufgeschlagen hat, sieht er noch viel mehr Potenzial. „Ich denke, dass noch viele ausländische und europäische Spieler den Sprung wagen. Klar, dass Gehaltsniveau im Vergleich zu den europäischen Ligen ist noch ziemlich unterschiedlich, aber die MLS ist eine erstaunliche Liga.“

Besonders wertschätzen gelernt hat er, dass man ihn in Minnesota sehr gut aufgenommen hat. Zudem gebe es in der Stadt alles: Kinos, Restaurants, Sportvereine auf höchstem Niveau. „Es ist familien- und kinderfreundlich hier.“ Wenngleich er neue Freunde gefunden hat, fehlen ihm seine alten Weggefährten aus Schweizer Zeiten, die Familie und „Espresso, wie ich ihn aus der Schweiz kenne. In Amerika habe ich noch keinen gefunden, wie ich ihn gewohnt bin und liebe.“

Vertragsverlängerung denkbar

Aktuell gilt der Kontrakt des 30-Jährigen noch bis Ende 2018. Dass der Zürcher seinen Kontrakt in Minnesota verlängert ist anhand der Aussagen durchaus denkbar. Zudem besitzt der Verein eine Option, die es ermöglicht, den Vertrag ohnehin um eine weitere Spielzeit zu verlängern. Was dem Rechtsverteidiger, der sowohl in der U20 als auch der U21 der Nati jeweils neun Partien bestritt, noch fehlt, ist ein Einsatz für sein Heimatland. Was definitiv für ihn spricht, ist die Spielpraxis, die er in den vergangenen Jahren gesammelt hat. Allerdings ist er mit 30 Jahren nicht mehr der jüngste, um sich tatsächlich noch in den Fokus – möglicherweise für die WM – zu spielen. (mic)

  psc       17 Mai, 2018 15:05
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